Mobbing ist keine Kleinigkeit

Lehrpersonen
Inhalte
Mobbing in der Schule
Warnsignale für Lehrpersonen
Schulinterne Möglichkeiten
Rechte und Pflichten

Mobbing in der Schule
Mobbing wird nicht immer gleich erkannt, und das hat überhaupt nichts mit dem vermeintlichen "Versagen" einer Lehrperson zu tun. Oft betrifft das Mobbing zwar die eigenen Schülerinnen und Schüler, findet aber gar nicht im Klassenzimmer statt, sondern auf dem Pausenhof, auf dem Klo, oder im Schulbus. Auch der Zeitpunkt ist entscheidend: Es wird nicht gemobbt, wenn der Lehrer in der Klasse ist, sondern in der Pause, vor Schulbeginn, oder in dem Zeitraum, in dem beispielsweise Fachlehrer von einer Klasse in die nächste wechseln. Mobbing ist oft schwer zu erkennen, weil die Opfer Angst haben, als Petze zu gelten. Die wenigsten Kinder erzählen, dass sie gemobbt werden. Deshalb ist es wichtig, die Klassendynamik genau zu beobachten, um verdächtige Veränderungen erkennen und darauf reagieren zu können.
Warnsignale für Lehrpersonen
Opfer von Mobbing erkennt man häufig daran, dass sie...
...eine zusammengesunkene, verkrampfte Körperhaltung haben.
… sich unter Gleichaltrigen nicht sehr wohl fühlen und lieber mit Erwachsenen zusammen sind.
… schüchtern sind und nicht gerne auf sich aufmerksam machen.
… leicht in Tränen ausbrechen.
...sich selten zu Wort melden und Angst haben, ihre Meinung zu äußern.
...sehr ängstlich sind.
...beim Sport ständig als Letzte gewählt werden.
...in Pausen alleine sind oder die Nähe der Lehrkräfte suchen.
...häufig persönliche Gegenstände „verlieren“, weil diese einfach verschwinden.
...in Situationen, in denen sie vor der Klasse sprechen müssen, zu stottern anfangen, nervös werden, verstummen oder auch in Tränen ausbrechen.
...in Streitereien verwickelt werden, mit denen sie gar nichts zu tun hatten.
Natürlich reicht ein einzelner Punkt nicht aus, um auf Mobbing zu schließen. Es gibt Kinder und Jugendliche, die einfach sensibel sind, schüchtern, die oft Lampenfieber haben oder schlecht im Sport sind, weswegen sie Angst vor dem Sportunterricht haben. Verhaltensänderungen können ihren Ursprung genauso gut im Privatleben der Schülerinnen und Schüler haben. Aber da man als Lehrperson seine Schülerinnen und Schüler sowie deren familiäre Hintergründe kennt, kann man sie meistens sehr zutreffend einschätzen und abwägen, worin dieses Verhalten begründet ist.
Wenn mehrere Punkte auftreten, wenn sich diese Verhaltensmuster wiederholen, beispielsweise über einen Zeitraum von mehreren Wochen, und wenn dafür im privaten Umfeld keine Erklärung gefunden werden kann, dann sollten bei einer Lehrperson die Alarmglocken schrillen.
Schulinterne Möglichkeiten
Mobbing passiert unabhängig von Schule, Klasse oder Altersstufe.
Am häufigsten und heftigsten tritt es allerdings dort auf, wo das Problem totgeschwiegen wird.
Es ist die Verantwortung der Schule, offen und ehrlich über Mobbing zu sprechen. Es gibt absolut keinen Grund dazu, das Mobbing in der eigenen Klasse als persönliches Versagen anzusehen. Es ist wichtig, dass man in dieser Angelegenheit von den Kollegen und der Direktion unterstützt wird. Schulpsychologen, Sozialarbeiter und weitere Personen können als zusätzliche Hilfe hinzugezogen werden.
Eine gut organisierte Mobbing-Prävention kann von jeder Schule selbst organisiert werden. Das können beispielsweise Info-Tage für die Kinder und Jugendlichen sein, gemeinsame Workshops, oder Verhaltensverträge innerhalb der Klassengemeinschaft. Experten aus den Bereichen Gewaltprävention, Konfliktmanagement, soziales Lernen usw. können an der Schule entsprechende Seminare abhalten, entweder direkt in den Klassen oder als Fortbildung für die Lehrpersonen.
Diese Präventiv-Maßnahmen sind genau das: PRÄVENTIV-Maßnahmen, das heißt, VORBEUGENDE Maßnahmen. Sie sollten durchgeführt werden, noch ehe konkrete Fälle an der Schule bekannt sind, denn sie sind dazu gedacht, Mobbing den Riegel vorzuschieben. Viele Schulen verkennen den Ernst der Lage, und fahren mit Präventiv-Maßnahmen auf, wenn der Hut bereits brennt. Wenn die Situation bereits eskaliert ist, hilft auch die beste Präventiv-Maßnahme der Welt nichts mehr. Das ist, als würde man ein Pflaster auf ein gebrochenes Bein kleben und hoffen, dass es von selbst heilt.

Rechte und Pflichten
Lehrer sind dazu verpflichtet, etwas gegen Mobbing zu unternehmen.
Nach § 51 Absatz 3 des Schulunterrichtsgesetzes haben Lehrer im Rahmen ihrer Aufsichtspflicht sowohl auf die körperliche Sicherheit als auch auf die Gesundheit ihrer Schüler zu achten. Außerdem haben Lehrer nach § 47 des Schulunterrichtsgesetzes das Recht und die Pflicht zur Mitwirkung an der Erziehung, was unter anderem bedeutet, dass sie dazu verpflichtet sind, die Eltern über sämtliche Vorgänge an der Schule zu unterrichten, die die körperliche, seelische und geistige Unversehrtheit ihrer Kinder gefährden könnten. Mobbing ist ein solcher Fall.
Aber was können Lehrer tun, wenn sie erfahren, dass in ihrer Klasse jemand gemobbt wird?
Prävention: Je offener das Thema angesprochen wird, umso weniger kann es sich heimlich, still und leise in der Klasse einschleichen.
Konsequenzen: Lehrpersonen müssen deutlich machen, dass Mobbing in ihrer Klasse nicht geduldet wird und dass es für Kinder, die andere auslachen, verspotten oder ausschließen, Konsequenzen geben wird. Diese Konsequenzen sollten von Anfang an klar sein und durchgeführt werden.
Information: Lehrpersonen sollten die Kinder und Jugendlichen über ihre Möglichkeiten aufklären, die sie im Umgang mit Mobbern haben. Hier sind vielleicht die Punkte „Was sagt das Gesetz dazu?“ und „Der tägliche Umgang mit Mobbing“ hilfreich.
Innovation: Es ist der Lehrperson überlassen, welches Konzept sie zur Bekämpfung von Mobbing ausarbeitet. Dieses Konzept kann entweder alleine oder in Zusammenarbeit mit Kollegium, Direktion, Schulpsychologie usw. entstehen. Im Konzept sollte festgelegt sein, welche Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt gesetzt werden. Jeder Mobbing-Fall ist anders, deswegen sollte jede Lehrperson auch eigenständig entscheiden können, welche Maßnahmen sie als richtig erachtet.
Unterstützung: Das Wichtigste ist, dass die Lehrpersonen die betroffenen Kinder und Jugendlichen in dieser Situation auffangen. Die Mobbingopfer sollten spüren, dass die Lehrerin bzw. der Lehrer für sie da ist und bereit ist, die Probleme in der Klasse anzugehen.
Sie, liebe Lehrerinnen und Lehrer, können selbstständig entscheiden, wie mit Mobbing in der Klasse umgegangen wird. Sie können die richtigen Schritte einleiten, die das betroffene Kind jetzt braucht, um keinen Schaden davon zu tragen. Schauen Sie nicht weg, sondern greifen Sie ein! Und haben Sie keine Scheu, Hilfe von Direktion und Kollegium einzufordern, wenn Ihnen die Situation in der Klasse über den Kopf wächst.
Mobbing passiert überall, unabhängig von Schule, Altersstufe, oder Lehrperson. Mobbing ist kein Anzeichen für ein „Versagen“ vonseiten der Lehrperson!
Ein Lehrer, in dessen Klasse Mobbing passiert, ist kein schlechter Lehrer.
Ein schlechter Lehrer ist der, der nichts dagegen tut.